Jetzt da ich mal wieder nach Norden, weg vom Südhimmel, in dem TW_Vir liegt, schaue,
stelle ich etwas Merkwürdiges fest:
Im Norden befindet sich "plötzlich" (zuvor nicht gesehene) sehr starke
Lichtverschmutzung, als ob Frankfurt durch die Lichterflut von LA ersetzt
worden wäre. Darüber dann ein breiter diffuser roter Bogen, als ob die ganze
Rhein-Main-Region in Flammen stünde. Das war jetzt der erste Augenblick, in
dem mir der Gedanke an ein Nordlicht (Polarlicht, Aurora Borealis) kam. Und
ich hatte ja eben auch die großen Flecken auf der Sonne gesehen.
Hier zunächst Zitate und anderes, auch mein Versuch einer Klassifizierung der
im Nordlicht gesehenen Strukturelemente. Mit dem Tagebuch geht es darunter weiter ...
bei Niederschrift:
Von den Alarmmeldungen wußte ich allerdings noch nichts, die las ich erst
am nächsten Morgen).
Strukturelemente der Nordlichterscheinung
(aus dem Gedächtnis am folgenden Tag niedergeschrieben)
Element 1:
ein ca. 5 Grad breites weisses leicht gruenliches Band flach über dem Horizont von NW
über N nach NE auf einem Kreisbogen. Darunter war es dunkel bis zum Lichtdunst am
Horizont. Also konnte es keine man-made-Lichtverschmutzung sein. Ab 23:30 immer
vorhanden, zunächst recht scharf begrenzt, später dann diffus und breiter.
Element 2:
Über E1 ein weiteres ca. 5 bis 8 Grad breites weisses leicht gruenliches Band
ebenfalls auf einem flachen Kreisbogen. Ab ca. 1:30. Durch dunklen Bereicht
getrennt von E1. Am unteren Rand bildeten sich linear parallele Strukturen vom
Horizont weg nach oben gerichtet. Kurz danach ging es dann rund.
Element 2a:
Aus dem im Azimut gleichmässig hellen Band traten gegen 1:20 im NE und NW hellere
ovale Gebiete hervor.
Element 3:
Rote Wolken, diffus, auf einem Kreisbogen mit kleinerem Radius angeordnet oberhalb
von Elemente 1 (E2 noch nicht sichtbar). Um 23:30. Dann in oder besser vor Per
und Aur eine Fiederung, streifig, schräg nach oben in Richtung S gerichtet.
Element4:
Ab 1:30 extrem lange streifige Strukturen vom Horizont nach oben bis über den Zenit
hinweg nach S. Fast messerscharf und wie mit Lineal gezogen. Wie von riesigen Lasern
Diskobeamern erzeugt, sich hinter dem Zenit im S schneidend. Überwiegen rot, dazwischen
aber auch gelbliche Strahlen. Dann wieder unscharf diffus werdend.
für alle Elemente galt:
Keine Bewegung der Strukturen in Position, nur langsame Veränderungen in der
*Schaerfe* (diffus - strahlig - wieder diffus). Ausnahme um 23:24.
... Ich sehe radiale Streifung vom N-Horizont nach oben. Unten befindet sich der
Lichtdunst, weiß, breit aber unnatürlich hoch (15° Elevation).
Vier vier diffus breite rötliche Streifen, nach oben vom Horizont weg gerichtet,
befinden sich angeordnet auf einem Kreisbogen, der im N in 45° hoch ist und sich
im NW und NE zum Horizont absenkt. Die diffus-breiten rötlichen Streifen bzw.
ovalen Flächen liegen auf diesem Bogen im NW, im N (2 Stück nebeneinander) und
im NE. Der Bogen geht von Per aus, N an der Cas vorbei, durch Cep.
In den beiden nördlichen diffus-breiten Streifen sehe ich jetzt zwei schmale, lange,
weiße Streifen, die bis in den Zenit reichen. Ausser im Aussehen (sich verschärfend,
dann wieder verschwimmend) ist keine schnelle Veranderung, also auch keine schnelle
Positionsänderung feststellbar.
Schmales weißes Band erhebt sich im NW nahe Horizont beginnend und kulminiert im N.
Ich spiele alle "man-made"-Möglichkeiten für diese Erscheinung durch (Feuerwerk,
Diskobeamer, Main-in-Flammen, Großbrand, ...), aber das kann es alles nicht sein.
Noch bin ich nicht vollständig von der Erklärung "Nordlicht" überzeugt.
Die roten Flächen auf dem Kreisbogen sind jetzt schwächer geworden, jetzt ein
schmaler weißer Streifen, der aus dem NW nach oben geht.
Im N ist es recht hell (weiß) und wird immer noch heller.
Der rote Bogen ist verschwunden, der zuerst schmale Streifen im NW hat sich verbreitert,
ist schwächer geworden und hat seine Farbe von rot nach weiß geändert und sieht jetzt
wie ein großer ovaler 15° vom Horizont in Richtung Zenit reichender diffuser 5° breiter
roter Nebel aus. Jetzt wird er rund.
Der weiße helle Lichtdunst im N hat eine Elevation von 10°. Der rote große Fleck im NW ist verschwunden.
Im NW in Per schwacher rötlicher Nebel.
Und jetzt fliegt ein mittelschneller Meteor genau durch diese rote Wolke aus Richtung
Zenit kommend in einer 15° langen weißen Spur im Per verlöschend. Die rückwärtige
Verlängerung zeigt nach Vir.
aus dem Sternenhimmel:
Virginiden, flaches Maximum um den 3. April, bis Ende Mai, mittlere Gesch. 30 km/s
(langsam), Frequenz gering.
Die rote Wolke in Per verstärkt sich, wird handtellergroß. Auf ihrer linken Seite (NW)
eine weiße streifenförmige Struktur, nach links oben sich erstreckend mit einer
scharfen Grenze auf der linken Seite. Wird schwächer.
Das rote Gebiet wandert langsam nach links und reicht jetzt bis zu Capella hoch. Der
helle Lichtdunst ist wieder deutlich: es handelt sich um einen flachen Bogen, 10°
über dem N-Horizont, NW bis NE, seine Mächtigkeit geringer als 5°, hat das etwas mit
dem Nordlicht zu tun? Er war ja eben mal für einige Zeit verschwunden und wird jetzt
wieder stärker.
Der rote runde Nebel zwischen Per und Aur ist immer noch vorhanden und liegt erkennbar
auf einem Kreisbogensegment.
Das helle weiße Licht im N (bisher "Lichtdunst" genannt) muß damit zusammenhängen, denn
es zeigt eine Spur von Grün. Außerdem sind Sterne hindurch sichtbar, was ich mir bei
einem echten Dunst bei dieser Intensität des Lichtes nicht vorstellen kann. Und es
ist extrem hell.
Unter ihm befindet sich parallel (oder besser konzentrisch) eine schmale dunkle Zone,
die an der üblichen niedrigen Zone wirklich "man-made"-Lichtdunstes angrenzt. Damit
kann ich den weißen Bogen auch als Teil der Nordlichterscheinung identifizieren.
Sehr schmaler weißer Streifen, besser Strahl, vom NW-Horizont schräg hoch bis nach
Aur hinein in den dortigen roten Nebelbereich.
Aur bis zum NWN-Horizont schwach rötlich.
Rötlicher Doppelstrahl von Per nach Aur hoch. Der rötliche Nebel dort löst sich jetzt
auf in mehrere parallele rote Streifen.
Meteor von Aur in Richtung Tau, vermutlich auch ein Virginide.
Wahnsinn! Ganz hell, rot mit Farbänderung nach weiß in Aur, ganz viele parallele Streifen
die im 45° Winkel vom NW nach Aur hochgehen, Sie bilden in ihrer Gesamtheit einen
geschieferten 10° breiten roten Kreisbogenabschnitt.
Mir fällt jetzt auf, daß ich garnicht mehr mit meinem Teleskop beobachte, das
unbeachtet hinter mir steht und in den S schaut.
Ich halte den Augenblick für gekommen, den diensthabenden Redakteur vom Darmstäder
Echo anzurufen. Das Handy wird ausgepackt, eingebucht, der Vermittlungsservice
angerufen (sicher sehr teuer). Ich lande beim Pförtner, der mir mitteilt, dass
außer in der Rotation, wo die Zeitung bereits gedruckt wird, keiner da ist. Auf
meine Frage, wie den wichtige Meldung nachts dann eingingen, höre ich "per
Fernschreiber". So weit ist meine Kommunikationstechnik draußen nachts noch
nicht gediehen ...
Das rote Gebilde im NW hat sich verlagert und geht als breites rotes Band
konstanter Breite von 8° von WNW hoch bis nach Tau. In ihm glaube ich auch
schnelle Bewegungen zu erkennen, erstmalig in dieser Nacht.
Das flachliegende schmale grünlich-weiße Band im N ist immer noch vorhanden.
Das Zentrum der roten Bereiche hat sich also innerhalb einer halben Stunde von N
nach W um fast 90° (je nachdem wie man das anfängliche Zentrum definiert) nach W
verlagert.
Die roten Nebelbereiche verschwinden, das flachliegende schmale grünlich-weiße
Band ist insbesondere im NE jetzt sehr hell und auch viel breiter als an den
anderen Stellen geworden. Ein anderes Helligkeitsmaximum liegt jetzt im NW, also
nicht dort, wo dieser Bogen kulminiert.
Das Rot ist jetzt verschwunden, der flache weiße Ring noch heller geworden mit
Maximum im NW.
Das flache weiße Band hat seine Breite vergrößert, er ist nicht mehr so prägnant
wie zuvor sondern erscheint viel diffuser und auseinander gezogen in seiner
Mächtigkeit (Höhen-ausdehnung). Außerhalb des Rings wurde es auch heller. Das
flache weiße Band ist jetzt so hell, dass ich mich fast geblendet fühle, wenn ich
genau dort hin schaue.
Der rote Bereich im NW in Tau wird wieder sichtbar.
Im NE außerhalb des flachen weißen Bandes zeigt sich jetzt ein schwacher rötlicher
Schimmer als östlicher Ansatz eines nicht vollständig sichtbaren roten Kreisbandes,
das links in Tau endet.
Oberhalb des flachen weißen Bandes (im N) ist der gesamte Himmel bis in eine Höhe von
45° weiß hell geworden. Oberhalb dieser Helligkeit zeigt sich im NE ein rötlicher
Schimmer.
Der dunkle schmale Bereich zwischen Horizont-Lichtdunst und dem flachen weißen jetzt
diffusen Band ist immer noch sichtbar, hat sich nicht verändert.
Schwach rötlich in Tau, überstrahlt durch das sehr helle weiße Band.
Auch der Himmel im S sieht irgendwie hell aus: ist das Überstrahlung oder zeigt sich
hier ebenfalls, wenn auch schwach, ein Teil des Nordlichts?
Im N ist nichts Rotes mehr erkennbar, nur das diffuse sehr helle weiße Band scheint kräftigst in den restlichen Himmel.
Bedingungen: 2,5°C
Und noch einmal schaue ich auf das jetzt breitere diffuse helle weiße Band: im NW glaube
ich jetzt eine schwache strahlig-streifige weiße Struktur in diesem Band zu erkennen.
Dann ein schwacher schmaler Streifen kurz ganz weit nach oben zum Zenit. Die
strahlig-streifige weiße Struktur wird deutlicher, kurz wieder in oder aus ihr
ein schmaler Streifen bis auf 45° hoch rechts an Capella vorbei.
Das helle diffuse weiße Band zeigt jetzt diese Art von streifiger Struktur auch im
Norden, es verändert sich vor meinen Augen, an seiner Unterkante strahlen diese
Strukturen etwas sogar in den weiter oben erwähnten dunklen Bereich von oben
hinein. Die Ausdehnung in Richtung Horizont-Zenit dieser Strukturen erreicht 20°
und teilweise auch etwas mehr, im N senkrecht stehend. Mit etwas Fantasie stelle
ich mir vor, dass das die "Vorhänge" sind, die ich auf Polarlichtphotos gesehen habe.
Jetzt bleibt mir glatt die Spucke weg: ich muß den Abbau des Teleskops und meiner
Ausrüstung unterbrechen, denn der ganze Himmel von NE über N nach W wird von in
Längs-richtung feingliedrigen Streifen durchzogen, unten weißlich im oberen Teil
rötlich, die bis über den Zenit hinaus reichen!. Wahnsinn !!! Wie von
überdimensionalen Flackscheinwerfern, da kommt kein Disko-beamer mit! Sie
verändern sich stetig, die zarte Feingliedrigkeit macht einem diffusen
Erscheinungsbild innerhalb von Minutenbruchteilen Platz. Gelblich-weiß,
andere rot, alle in dieselbe Richtung zum Zenit sich erstreckend.
Der Eindruck um 23:30 herum wird jetzt um ein Zehnfaches übertroffen.
Die diffusen Streifen verblassen, zuletzt im N, und machen einem den ganzen
Nordhimmel bedeckenden diffusem roten Licht Platz. Nur die streifige Struktur
im E (fast eine "Wand") bleibt bis zum Schluß bestehen, verliert jetzt aber
zuletzt auch ihre Feingliedrigkeit.
Wolkenförmige rote Bereiche im W schwächer werdend, am meisten sehe ich jetzt im E.
Über dem diffusen hellen weißen Band im N hat sich eine zweite dunkle paralle
Zone gebildet. Also muß sich eine zweite helle Zone darüber neu gebildet haben.
Und ich staune, wie schnell sich diese zarten Strukturen verwischen.
bei Niederschrift:
Könnte es sein, dass die zarten Strukturen von kurzzeitigen Partikelströmen erzeugt
werden, und sofort nach ihrer Entstehung durch schnelle Winde der Hochatmosphäre
auseinander gezogen werden?
Die Streifigkeit nimmt wieder zu.
Das zweite höhere Helligkeitsband weist zwei Maxima auf, im WNW und im E.
Im NE außen bildet sich ein weiteres diffuses rotes Gebiet. Vier solcher Gebiete sind
jetzt sichtbar: im WNW, N, NEN, NE. Sie reichen jetzt bis in 60° Elevation. Eine
schwache Struktur erstreckt sich bis zum Zenit. Der ganze Nordsektor ist hell, rot
oder weiß.
Wieder bilden sich im N Strahlen, im unteren Teil weiß, oberhalb der Obergrenze des unteren weißen Bandes zonar rot gefärbt bis in den Zenit reichend, sich auf diesem Weg verschmälernd (Projektionseffekt?) aber Kanten und Struktieren innen streng geradlinig ohne Bögen oder Knick (wie mit einem Lineal gezogen). Und wieder werden die Strukturen diffus und verschwinden bzw. verschmelzen miteinander. Ich komme garnicht mehr dazu, die Veränderungen alle auf Band zu sprechen. Das staunende Erleben geht vor. Dann verschwinden die Erscheinungen wieder.
Es geht wieder los. Ich sehe einen schmalen Strahl, der den E-Horizont im Winkel von 45° nach S geneigt verläßt und knapp S vom Zenti endet. Im N bis NE eine richtige Wand aus hellen weißen und roten Strahlen. Auch im W treten jetzt Strahlen auf. Aus dem gesamten Horizont von W über N bis nach E schießen die Strahlen wandartig nach oben.