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Diese sonderbaren Wolken (Kondensstreifen?) wurden über Laage-Kronskamp (53°9'N; 12°4'E) von Rainer Schmidt beobachtet. Alle Aufnahmen entstanden mit einem 35mm(!) Weitwinkelobjektiv.
Dieses Phänomen wurde am 13.04. 1997 kurz vor Sonnanaufgang durch zwei am Osthorizont erscheinende sehr große Kondensstreifen sichtbar. Erst nach Sonnenaufgang wurde die ganze Ausdehnung der Wolken erkennbar. Um 06.22 Uhr MESZ entstand die erste Aufnahme, die das cirrusartige Aussehen der Wolken zeigt. Die Farbe war weiß, die Struktur faserig, wellenförmig und am südlichen Rand hakenförmig. Die rötliche Färbung ist ein Effekt der Morgendämmerung. Das Foto zeigt auch, daß es sich um zwei Wolken in unterschiedlichen Höhen handelt, wobei die obere Wolke durch die untere hindurchschimmert. Folglich kann die vertikale Ausdehnung nicht groß sein. Nach 06.36 Uhr waren die Wolken nicht mehr in ihrer Gesamtheit zu sehen und nach 06.50 Uhr waren sie in Richtung Süden abgezogen.
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Eine Auswertung mehrerer Radiosondenaufstiege lassen die Schlußfolgerung zu, daß die sonderbaren Wolken nicht durch meteorologische Prozesse entstanden sind. Die ebenfalls vorhandene Cirrus-Bewölkung ist bereits der Aufzug einer Warmfront. Die Untergrenze beträgt 6000 m, die Obergrenze liegt bei 7700 m. Der Höhenwind variirte im Druckintervall zwischen 100 und 800 hPa in der Richtung von 360° bis maximal 20°. Das Windmaximum lag in 193 hPa (360°, 45m/s). Das heißt, die Ausbreitung der Wolken verlief transversal zur Windrichtung. Die Zuggeschwindigkeit wurde mit 34+/- 9m/s ermittelt. Möglicherweise handelt es sich hierbei auch um gealterte Kondensstreifen. Thermodynamische Betrachtungen der Atmosphäre vom 13.4.97 zeigen, daß ab einer Höhe von über 9km Kondensstreifen auch über mehrere Stunden existieren können. Im Höhenintervall zwischen 7700m und 9000m waren Kondensstreifen zwar möglich, konnten jedoch nicht lange bestehen. Die Breite des Wolkenbandes wurde für eine Höhe von 7km mit 4650m und für eine Höhe von 9km mit 6000m ermittelt. Bei starken Höhenwinden kommt es vor, daß gealterte Kondensstreifen recht breit laufen können. Doch die beobachteten Breiten scheinen doch sehr ungewöhnlich.
Die Fotos wurden auch zwei erfahrenen Piloten der Lufthansa vorgelegt, die der Ansicht waren, daß diese Wolken für Kondensstreifen recht ungewöhnlich aussehen, doch als solche nicht unwahrscheinlich sind.
Die Schichtung der Atmosphäre vom 13.04. läßt auch die Möglichkeit offen, daß die Wolken in der Stratosphäre entstanden sein könnten. Die Tropopause hatte eine Höhe von 11700m. Der Temperaturanstieg oberhalb der Tropopause reicht für eine Auflösung von Kondensstreifen, die aus der Stratosphäre absinken, nicht aus. In der unteren, wärmeren Stratosphäre betrug die Windgeschgwindigkeit immer noch 30 bis 40 m/s, was die ungewöhnlichen Breiten der Wolken erklären würde.
Fotos:
Datum: 13.04.1997
Zeit: 04.22 Uhr UTC
Kamera: Praktika Dtl-3
Objektiv: 2,4/35 ADB
Belichtungszeit: Innenlichtmessung, drei Stufen unterbelichtet (Foto1)
Innenlichtmessung, normalbelichtet (Foto 2-4)