Regenbogen / Geschichte
von Claudia Hetze

In der Bibel wird berichtet, daß der Regenbogen erst nach der Sintflut am Himmel sichtbar geworden sei (Matth. 16,2 u. 3).

In der griechischen Mythologie war der Regenbogen Kennzeichen der Götterbotin Iris. Auf ihm stieg sie zur Erde nieder. Zugleich wurde der Regenbogen als Teil ihres farbigen Gewandes angesehen.

Poseidonios (135-51 v.u.Z.), ein Philosoph der stoischen Schule in Athen und anderen griechischen Orten betrachtete den Regenbogen als Teilbild von Sonne und Mond, das durch Hohlspiegelwirkung an Wasserwolken erzeugt wird.

Bei den Inkas (13.-16. Jh) waren die Sonne und der Mond (als Schwester der Sonne) die Hauptgottheiten. Der König selbst, der Inka, galt als Gott und verkörperte die Sonne. Die Erhabenheit der Sonne und ihre Ausstrahlung äußerte sich im Regenbogen, den man als eine Gottheit betrachtete.

In der chinesischen Literatur findet man ebenfalls eine Erklärung des Regenbogens oder des "Regendrachens" vor. So sagte Sun Ssu-kung, Astronom des Astronomischen Büros, im 11. Jh: "Der Regenbogen ist ein Bild (literarisch "Schatten") der Sonne im Regen und erfolgt, wenn die Sonne darauf scheint. (nach N. Sivin). Diese Bemerkung wurde von dem bedeutenden Gelehrten und Verwaltungsexperten Shen Kua (1031-1095) überliefert, der z.B. bei einer diplomatischen Mission in Kensu 1070 einen doppelten Regenbogen beobachtete. Der chinesische Philosoph Chu Hsi (1130-1200) erweiterte diese Feststellung von Sun Ssu-kung und schrieb: "Das ch'i des Regens [d.h. der atmosphärische Wasserdampf bzw. die Wassertröpfchen] ist ausgedünnt worden, das wiederum erfolgt, weil das Sonnenlicht darauf scheint und das ch'i des Regens schwächt.

Als "erster arabischer Philosoph" zur Zeit des Islam verfaßte al-Kindí (801-866) eine Schrift über die Optik der Atmosphäre. Ibn al-Haitham (965-um1040) baut auf diese Schrift auf und schrieb sieben Bücher über u.a. experimentelle und mathematische Betrachtungen des Lichtes und erste Theorien des Sehens sowie eine Theorie der Refraktion. Eine kleinere Schrift umfaßt die Halos und den Regenbogen, die beide als Reflexionserscheinungen an einer konkaven sphärischen Oberfläche betrachtet wurden und durch die "dicke und feuchte Luft und durch Wolken" entstehen sollten. Der islamische Gelehrte Kamãl al-Dín (gest. um 1320) schrieb eine neue Erklärung nieder. Darin wird als Ursache des Regenbogens die doppelte Brechung angeführt und ein experimenteller Nachweis durch Anwendung einer kleinen Dunkelkammer mit schmaler Öffnung geführt, eine Methode, die später Descartes wieder neu entdeckte.

Etwa zur gleichen Zeit wie al-Dín hat der Dominikanermönch und spätere Ordensprovinzial Dietrich von Freiberg (1250-1310) ein Werk über die Optik der Atmosphäre verfaßt, in dem ähnliche Vorstellungen entwickelt wurden. Er konnte die doppelte Brechung, nämlich beim Eintritt und beim Austritt, und die innere Reflexion des Strahls im Regentropfen erklären, die einfache Reflexion beim Hauptregenbogen und die zweifache Reflexion beim sekundären Regenbogen. Dietrich verfehlte nur um weniges die Theorie des Regenbogens von Descartes und Newton.

Diese noch heute theoretische Erklärung des Regenbogens wurde erstmals 1637 von Descartes und 1672 von Newton (veröffentlicht 1704) gegeben und später im 19. Jh von dem englischen Arzt Thomas Young (1773-1829) und dem englischen Astronomen George Biddell Airy (1801-1892). Letzterer stellte ein "Regenbogenintegral" auf, das die Farbintensitätsverteilung zu bestimmen gestattete. J.M. Pernter hat dazu numerische Berechnungen ausgeführt und auf die Leistung von Young und Airy wieder aufmerksam gemacht.

Literatur

So wie in zarter Wolke sich erheben
Zwei Regenbögen mit der gleichen Farbe.
Wenn Juno ihrer Magt es anbefohlen,
und aus dem Innern sich das Äußre löset.
(Dante)

Ja wahrlich! Ein Regenbogen mitten in der Nacht!
Es ist das Licht des Mondes, das ihn bildet.
Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen! Es leben viele, die das nicht gesehen.
Er ist doppelt, seht, ein bläßrer steht drüber.
(Friedrich Schiller)

Bauernregeln

Regenbogen am Morgen, wird für Regen und böigen Wind sorgen.
Wenn nach einem morgendlichen Schauer ein Regenbogen auftritt, ist dies ein Zeichen für eine sehr labile Luftschichtung. Wenn die Sonne dann noch zusätzliche Thermik auslöst, können die mächtig aufquellenden Wolkentürme bis in die Tropopause reichen und heftige Regenschauer oder sogar Gewitter erzeugen, die nicht selten mit stürmischen und böischen Winden verbunden sind.

Regenbogen am Nachmittag, bess'res Wetter bringen mag.
Der Regenbogen am Nachmittag weist auf Regenwolken im Osten hin, die in vielen Fällen abziehen. Schauerwolken fallen in den Abendstunden auf Grund nachlassender Thermik oft in sich zusammen und es klart auf (zumindest vorübergehend). Geht man von einer Schauertätigkeit nach einem Kaltfrontdurchgang aus, so kommt dahinter meist trockenere Luft, so daß man wirklich von einer Wetterbesserung ausgehen kann.