In der Bibel gilt der Donner als Stimme des Herren (Joh. 12,19)
Nach der nordischen Mythologie löste der keltische Göttervater Donar
oder Thor die Himmelsphänomene aus, insbesondere Blitz und Donner.
Demnach schwang Thor den Gewitterhammer Mjöllnir. Daher verglichen ihn
die römischen Schriftsteller mit Jupiter dem Blitzeschleuderer.
Bei den Kelten und Germanen wurden die Gewitterphänomene als Kampfeslärm
gedeutet, der durch das Ringen des Thor mit den Feinden des Menschen
entstand. Die sonst Furcht und Schrecken hervorrufenden atmosphärischen
Erscheinungen galten hier als nutzbringend.
In der griechischen Mythologie wurde dem Göttervater Zeus, Sohn des
Kronos, das Gewitter mit Blitz und Donner zugeordnet. Zeus führte auch
den Beinamen "der in der Höhe donnernde". In der Dichtung "Theogonie" von
Hesiod (um 700 v.u.Z.), in der die Entstehung der Götterherrschaft
dargestellt wird, heißt es über Zeus: "Im Himmel thront er
donnergebietend und sendet flammende Blitze, seit er den Vater Kronos
gewaltig besiegte." (Vers 71-73)
Die römische Götterwelt entspricht in vielem der griechischen. Anstelle
des griechischen Zeus regierte Jupiter das Götterreich und zeigte sich
für alle Himmelserscheinungen verantwortlich, besonders für die
Gewitter. Die vom Blitz getroffenen Gegenstände oder Orte galten als
Jupiters Besitz und waren daher heilig. Auch ein vom Blitz getroffener
Mensch, der mit dem Leben davon kam, wurde als einer betrachtet, dem die
Götter eine Gunst erwiesen.
Die Gewitterphänomene, insbesondere die Blitze, wurden von den
Vorläufern der Römer, den Etruskern, genau beobachtet. Sie teilten den
Himmel in 16 Teile, um die Bedeutung der Blitze festzulegen. Blitze aus
der Richtung von Westen nach Norden galten als verderbenbringend und
Blitze zur linken Hand des Beobachters als glückverheißend. Bisweilen
wurde angenommen, daß der Blitz in Stein- oder in Schwefelform falle.
Der Glaube an die Blitz- und Donnersteine war daher weit verbreitet und
ist bis ins Mittelalter hinein nachweisbar.
Anaximander (um 611 - um 547 v.u.Z.) und Anaximenes (um 585-480 v.u.Z.),
beides Schüler des griechischen Philosophen und Mathematiker Thales
entwickelten eine erste Theorie über die Entstehung eines Gewitters. Als
Ursache sahen sie dabei den Wind. Der Donner war für sie das Pressen der
Luft gegen und durch die Wolken. Letzteres bewirkte nach ihren Ansichten
die Entzündung des Blitzes.
Anaxagoras (499-427 v.u.Z.), ein ionischer Naturphilosoph, nahm das
Element "Feuer in den Wolken", den "Äther", in der oberen Atmosphäre und
darüber an. Dieses "Feuer" dringt in die niederen Luftschichten ein und
erzeugt beim Durchqueren der Wolken den Blitz und dann den Donner, der
als zischendes Geräusch und Lärm beim Löschen des Feuers entsteht. Diese
Ansicht ist besonders hervorzuheben, da in der antiken Meteorologie der
Donner als Ursache und der Blitz als Wirkung angesehen wurden.
Bei den Atomisten Leukippos (um 440 v.u.Z.) und Demokritos (um 420
v.u.Z.), von denen nur Fragmente und Berichte über ihre Schriften
überliefert wurden, heißt es: "Leukippos gibt an, das Entweichen von
Feuer, das in dichten Wolken eingeschlossen gewesen sei, bewirke starken
Donner" (Aetios 3,3,10). Weiterhin wird bemerkt: "Demokrit läßt den
Donner aus einer ungleichmäßigen Zusammensetzung entstehen, die sich
durch das umgebende Gewölk hindurch gewaltsam einen Ausweg nach unten
bahnt. ... Blitzschlag entstehe, wenn sich aus reineren und leichteren
gleichartigen und zugleich - wie er selbst schreibt - festgefügten
Zusammensetzungen feuererzeugende Stoffe gewaltsam einen Weg bahnen"
(Aetios 3,3,11)
Der Dichter Aristophanes (um 445-386 v.u.Z.) verarbeitete
meteorologische Fragen in seiner Komödie "Die Wolken", in der er ein
Zwiegespräch zwischen Sokrates und seinem bäuerlichen Schüler
Strepsiades entwirft. Sokrates erläutert hier auch die Bildung des
Blitzes als einen in den Wolken eingepreßten "trockenen Wind". der beim
Ausbrechen entflammt und verglüht.
Theophrast (371-287 v.u.Z.), ein Schüler von Aristoteles erörtert das
Phänomen von Blitz und Donner sehr detailliert. Für den Donner gibt er
sieben Gründe an, die in Form von praktischen Beispielen gebracht
werden, wie der Knall beim Zusammenschlagen der Hände, das Platzen einer
luftgefüllten Blase, das Reiben von Mühlensteinen aufeinander u.ä. Die
Blitzursache wird in ähnlicher Weise praktisch erläutert: erstens durch
Funkenschlag aus Steinen, zweitens durch Aufflammen beim Reiben von
Hölzern zur Feuergewinnung und drittens durch Aufflammen des glühenden
Eisens beim Ablöschen. Als vierten Grund nennt er die traditionelle
aristotelische Auffassung vom Pressen und Zerreisen der Wolken. In der
Abfolge von Blitz und Donner verläßt Theophrast die Auffassung des
Aristoteles: "...Der Blitz geht aber dem Donner voraus aus zwei Gründen:
entweder weil das Feuer besonders schnell aus der Wolke herauskommt oder
weil zugleich der Blitz und der Donner stattfinden: besonders schnell
sehen wir den Blitz, langsamer aber hören wir den Donner..." (Syrischer
Auszug der Meteorologie des Theophrast 351 b, 13-16). Wiederum
unterstützt der Philosoph seine Beweisführung durch ein praktisches
Beispiel, indem er auf die Beobachtung des Holzspaltens aus der Ferne
hinweist, wo zuerst der Schlag zu sehen und dann erst das Geräusch zu
hören ist.
Bei den Inkas (13.-16. Jh) waren die Sonne und der Mond (als Schwester
der Sonne) die Hauptgottheiten. Der König selbst, der Inka, galt als
Gott und verkörperte die Sonne. Blitz und Donner waren die Diener der
Sonne und wurden in eigenen Tempeln angebetet.
Sahst Du nicht, daß Allah die Wolken treibt...und er sendet Berge (von
Wolken) vom Himmel hernieder, erfüllt mit Hagel, und er trifft damit,
wen er will, ... Der Glanz seines Blitzes raubt fast die Blicke
(Koran, 24. Sure, Vers 43).