22°-Ring

EE 01

Orientierung:
willkürlich
Lichtweg:
3-7
Vorkommen:
sehr häufig
80-120 Tage pro Jahr
22°-Ring
Auf dem Bild ist ein kompletter 22°-Ring zu sehen. Die Sonne ist von einer Straßenlaterne bedeckt, um Reflexionen im Objektiv zu vermeiden. Foto: Mark Vornhusen

Beschreibung:

Der 22°-Ring ist ein Lichtring mit einem Radius von 22° um die Sonne. Sein rötlich-brauner Innenrand ist relativ scharf begrenzt. Der äußere Rand ist dagegen weiß und diffus. Der 22°-Ring wird auch als kleiner Ring bezeichnet. Für denjenigen, der mit Haloerscheinungen nicht vertraut ist, erscheint er allerdings schon riesig groß. Zur Orientierung kann man sagen, daß 22° etwa dem Winkel entsprechen, den Daumen und kleiner Finger bei ausgestreckter und gespreizter Hand bilden. Oftmals ist der Ring nicht komplett zu sehen. Häufig erscheint nur der obere Teil. Um bei der Beobachtung nicht von der Sonne geblendet zu werden, sollte man sich so hinstellen, daß die Sonne durch einen Gegenstand (z.B. Straßenlaterne) verdeckt wird.

Entstehung:

Der kleine Ring ist die häufigste Haloerscheinung. Er kann fast immer dann gesehen werden, wenn nach einigen Tagen sonnigem Wetters ein Tiefdruckgebiet von Westen naht. Als Vorläufer des Tiefs überziehen dann Cirrostratus-Wolken und Cirrus-Wolken den Himmel. Diese lassen die Sonne durchscheinen und wirken wie eine Art weißer Nebelschleier. Die Cirrostratus-Wolken befinden sich in sehr großer Höhe. Dort ist die Temperatur so niedrig, daß Wasser an Staubteilchen zu Eis kristallisiert. Die Eiskristalle haben in der Regel die Form von hexagonalen Prismen. In ihnen wird das Licht von der Sonne wie in einem Prisma von 60° gebrochen. Von diesen Eisprismen befinden sich viele Millionen in der Cirrostratus-Schicht. Wenn die Eisprismen etwa ebenso lang wie breit sind, oder die Atmosphäre sehr turbulent ist, nehmen die Kristalle eine willkürliche Lage im Raum ein. Bei willkürlich orientierten Kristallen wird das Sonnenlicht in alle möglichen Richtungen gebrochen. Für den Winkel von 22° um die Sonne ergibt sich aber eine starke Aufhellung, da sich bei diesem Winkel die Richtung des gebrochenen Lichtsrahls im rotierenden Prisma langsamer ändert. Man nennt diesen Winkel auch Mindestablenkung. Das Licht tritt in eine Prismenfläche des Kristalls ein und an der übernächsten Prismenfläche wieder aus. Sowohl beim Eintritt als auch bei Austritt wird das Sonnenlicht gebrochen. Für rotes Licht ist der Brechungsindex geringer, wodurch der rote Innenrand des 22° Halos zustande kommt. Die Entstehung des 22°-Rings ist nicht von der Sonnenhöhe abhängig. An manchen Tagen ist er über mehrere Stunden hinweg sichtbar.