Erster "Moilanen-Bogen" in Zentraleuropa!
Halophänomen vom 30.01.1997 in Ennstal/Schladming (Österreich)
von Karl Kaiser


Skizze des Phänomens von Karl Kaiser

Nur allzu selten stellt sich der Winter bei uns mit eisigen Luftmassen und spektakulären Erscheinungen ein. Der Januar 1997 zeigte sich endlich einmal so, wie ein echter Wintermonat sein sollte. Viele Tage brachten uns in Schlägl am Fuß des Böhmerwaldes Morgentemperaturen zwischen -12 und -20°C.

Vom 26.01. bis 1.2.97 konnten Kollegen und ich fast 100 zwölfjährige Mädchen und Buben auf ihren Skikurs nach Schladming (Obersteiermark) begleiten. Schon in den ersten Tagen zeigten sich vereinzelt Halos in Eisnebel. Ein Traumanblick, wenn oberer und unterer Berührungsbogen gemeinsam mit dem spindelförmigen Hellfeld im Eisnebel hängen, z. T. vor dunklem Wald.

Am 30. betreute ich die Alternativsportler (Langlauf und Schlittschuhlauf). Bereichert wurde dieser Tag mit einem phänomenalen Höhepunkt im "Diamond Dust" bei Haus im Ennstal. Schon von weitem waren am Fuß des Hauserkaiblings dünne Nebelschwaden zu sehen. Bereits nach den ersten Metern Fahrt im Dunst waren sie da, der 22°-Ring und der obere Berührungsbogen. Ich wußte, daß diesmal in Haus ein kurzer Stop bei der Seilbahnstation eingelegt werden mußte. Nicht nur das, ich hatte sogar 15 Minuten Zeit, in einen dichteren Teil des Talnebels zu laufen und ein Phänomen der besonderen Art zu fotografieren: 22°-Ring mit oberem Berührungsbogen, eine komplette Lichtsäule, den 46°-Ring und ein Stück Horizontalkreis. Fremdartig war für mich ein besonderes weißes Glitzern zwischen Sonne und oberen Berührungsbogen bei etwas mehr als 10° Sonnenabstand - ein "Parallelbogen" zum oberen Berührungsbogen (Skizze).

Leider löste sich der Eisdunst innerhalb weniger Minuten ganz auf. Wäre vielleicht eine halbe Stunde früher bei dichterem Nebel der Horizontalkreis vollständig gewesen?

Zu Hause begann die Suche nach der Identität des seltsamen Berührungsbogens. Der ersten Vermutung, daß es sich um einen 9°-parryförmigen Bogenogen handeln könnte, widerspricht die Tatsache, daß der Abstand deutlich größer als 9° war. Erst die Nachfrage beim finnischen Halo- Network brachte Gewißheit. Es handelt sich hierbei um einen Bogen, den Jarmo Moilanen erstmalig 1995 in Oulunsalo beobachten und fotografieren konnte. Es existieren inzwischen mehrere Aufnahmen dieses Bogens, die 1996 in Rovaniemi und Hyvinkää aufgenommen wurden.

Beim 9° parryförmigen Bogen entstehen niemals so ausgeprägte "V"-förmige Bögen, auch deren Höhe ist ein bißchen geringer. Der "Moilanen Bogen", wie er momentan genannt wird, wurde bisher in Höhen zwischen 11° und 13° über der Sonne beobachtet.

Bei der Beobachtung müssen folgende zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

Leider weiß man bisher noch relativ wenig über die Entstehung und Häufigkeit des Bogens. Wer sich also irgendwann im Eisnebel aufhält, sollte unbedingt danach Ausschau halten.



Bilder vom Halophänomen im Bildarchiv