Bereits vor mehreren Jahren vermutete Gerald Berthold aus Chemnitz, daß die Haloaktivität einer gewissen Periodizität unterliegt.
Was diese scheinbar periodischen Schwankungen
hervorrief, war jedoch lange Zeit ein Rätsel. Die Sonnenaktivität
konnte bald als Verursacher ausgeschlossen werden, da keine Gemeinsamkeiten
der Kurven von Halo- und Sonnenaktivität erkennbar ist.
Überhaupt war es naheliegender, die Ursache
in der heimischen Wetterküche zu suchen - auf dem Atlantik. Die vielleicht
für uns wichtigsten Druckgebilde im nördlichen Atlantik sind
das Azorenhoch und das Islandtief. Sie liegen zwar nicht immer auf ihrem
Platz, bildet man aber langfristige Mittelwerte des Luftdrucks, kann
man beide gut lokalisieren. Und noch etwas haben sie gemeinsam: Zu Zeiten,
zu denen das Islandtief besonders ausgeprägt ist, ist es das Azorenhoch
meist auch. Umgekehrt ist schwacher Tiefdruck bei Island meist auch nur
mit einem mäßigen Hoch westlich von Gibraltar verbunden. Wie
eine Art Schwingung zeigen manche Jahre starke Hochs und tiefe Tiefs, andere
schwache Hochs und schwache Tiefs. Diese Verbindung der beiden Druckgebilde
wird als Nordatlantische Oszillation (NAO) bezeichnet. Sie ist von erheblicher
Bedeutung für das Wetter im ganzen Bereich des Nordatlantik und darüber
hinaus. Der NAOIndex gibt die Ausprägung des Druckunterschiedes
an: Hoher Index bedeutet also ein starkes Islandtief und ein starkes Azorenhoch.
Der NAO- Index ändert sich von Jahr zu Jahr.
Es lassen sich auf längere Zeiträume hin gesehen, deutlich negative
und positive Phasen erkennen, deren Zeiträume eine ähnliche Dauer
erkennen lassen, wie die einzelnen Perioden in der Haloaktivitätskurve.
Sicher kann man aus einer 15-jährigen Reihe keine vollkommen gesicherten
Aussagen ableiten, aber ich denke, in der folgenden Grafik kann man den
Zusammenhang deutlich erkennen. Ich habe dabei den NAO-Index in das Verhältnis
zur Abweichung der Haloaktivität zum langjährigen Mittel gesetzt:
Einige der unmittelbaren Wirkungen der NAO scheinen
auf den ersten Blick relativ leicht verständlich. Zum Beispiel ist
bei hohem NAOIndex die Temperatur des Oberflächenwassers südlich
von Grönland deutlich abgesenkt. Hier scheint das Islandtief Nordwinde
hervorzubringen, die im Bereich des Labradorbeckens durch grönländische
Polarluft die Wassertemperatur erheblich senken. Die Konvektion (Absinken
von Wasser in die Tiefe) verlangsamt sich dadurch, und es strömt weniger
warmes Wasser aus der Golfregion nach das Ergebnis wären also
niedrigere Temperaturen auch in Mitteleuropa.
Umgekehrt steigen, wenn die NAOIndexWerte
hoch sind, ganz eindeutig die Wassertemperaturen in der Biskaya, der Nord
und der Ostsee. Herrscht zwischen Lissabon und Rejkjavik ein starker Luftdruckunterschied,
sind auch die WestOstLuftströmungen besonders stark, die
etwas wärmere und feuchtere Meeresluft aus subtropischen Regionen
nach Mitteleuropa führen. Ideale Voraussetzungen für die Entstehung
von Cirren und letztendlich der Halos, so könnte man denken. Aber
gerade bei derartigen Wetterlagen ist die Haloaktivität besonders
tief. Und deshalb beginnen an dieser Stelle erst die Fragen. Gibt es bei
geringen Druckunterschieden deshalb die besseren Halos, weil die Cirren
der Tiefs in der Höhe ungehindert passieren können? Oder erzeugen
gar kleinere Tiefs Eiskristalle mit besseren optischen Eigenschaften? Unter
welchen Voraussetzungen entstehen überhaupt die unterschiedlichen
Eiskristalle? Sind Halophänomene anhand der NAO-forecasts vorhersagbar?
Es gibt sicherlich auf diesem Gebiet noch eine ganze Menge zu erforschen
und vielleicht ist oben genannte These ja eine Anregung für die Meteorologen
unter uns, sich diesen Fragen einmal anzunehmen.