Im Abendlande gibt es mehrere antike Aufzeichnungen von Haloerscheinungen, die von den abergläubischen Römer hinterlassen wurden. Bereits aus dem Jahr 464 v.u.Z. liegen Notizen von Lichterscheinungen, wie Nebensonnen, Lichtsäulen und -kreuze oder -ringe vor. Das Jahr 223 v.u.Z. brachte die erste Aufzeichnung von Nebenmonden: "Drei Monde" wurden zu Ariminium, dem heutigen Rimini gesehen. Die Nebensonnen wurden zunächst auch als Monde bezeichnet. Im Jahre 217 v.u.Z. wurden am Tage "auch zwei Monde" gesehen. Im gleichen Jahr schien der "Mond mit der Sonne zu kämpfen". Diese Mitteilung scheint sich eher auf das Miteinander von Sonne und Nebensonne zu beziehen, als auf eine Sonnenfinsternis.
Im Jahre 345 v.u.Z. hatte dem Korinther Timoleon auf seinem Wege nach Syrakus eine "brennende Fackel", wohl die erste beglaubigte Lichtsäule, vorangeleuchtet. Die erste zweifellose Ringbeobachtung, zwei konzentrische Sonnenringe, ist um 203 v.u.Z. aus Frusino, die erste zugleich mit "drei Sonnen", ist aus Rom aus dem Jahre 174 v.u.Z. bekannt.
Das 37. Buche der Historia Naturalis von dem römischen Naturforscher C. Plinius Sekundus enthalten eine knappe Zusammenfassung von mehreren Halobeobachtungen im Altertum und spiegeln das damalige Wissen über Haloerscheinungen wieder:
Die Babylonier (v.u.Z.) maßen den Halophänomenen, als auch den Höfen und Kränzen um Sonne und Mond eine große Bedeutung zu. Sie gingen von der Auffassung aus, was einmal aufgetreten sei, werde auch zyklisch wieder auftreten. Jede seltsame, von normalen Verlauf abweichende Erscheinung sei ein Ausdruck himmlicher Einflüsse, die durch Götter oder Geister hervorgerufen würden.
Um etwa 95 u.Z. befand sich Bruder Johannes am Herrentag auf der Insel Patmos, als Gott ihn beauftragte, seine Beobachtungen aufzuschreiben und an seine sieben Gemeinden in Kleinasien zu schicken. Bei seinen beobachteten Himmelsvisionen, die als Offenbarung des Johannes in die Geschichte eingingen, handelt es sich wahrscheinlich ebenfalls größtenteils um Haloerscheinungen.
In alten Mirakelbüchern tauchen neben Erdbeben und Kometen auch vereinzelt Haloerscheinungen auf. Das Lichtkreuz im Jahre 312, das vor dem Kampf an der Milvischen Brücke dem römischen Kaiser Konstantin den Sieg ankündigte und in Wirklichkeit durch ihn den Christentum zum entgültigen Siege verhalf, war wahrscheinlich nichts anderes, als eine solche Lichterscheinunge der Atmosphäre.
In einer aus dem 6. Jh. stammenden indischen Enyklopädie "Brihat Samhita" hat der Autor Verse zusammengestellt, die u.a. auch Bemerkungen über Halos enthalten: Eine Nebensonne auf der Nordseite der Sonne verheißt Regen, im Süden einen starken Wind, und auf beiden Seiten der Sonne bedeutet das die Gefahr von Wasser, gemeint sind wohl Überschwemmungen.
In den Büchern der Hildegard von Bingen (1098-1179) lassen sich zahlreiche Himmelsvisionen auf Haloerscheinungen zurückführen.
Erste chinesische Halobeobachtungen liegen aus der Zeit von 249 - 420 vor. Im 11. Jh wurde im alten China vom kaiserlichen Meteorologen die Beobachtung von Halos, Kranzerscheinungen, Regenbögen und anderer optischer Erscheinungen gefordert. Zu einer Zeit, in der die Halophänomene in Europa zwar beobachtet, aber kaum näher beschrieben wurden,ist es für den verhältnismäßig hohen Stand der chinesischen Naturbeschreibung charakteristisch, daß für die Halos mehr als 26 Fachbegriffe verwendet wurden.
Interessant sind Textstellen in der offiziellen Geschichte der Chin-Dynastie "Chin Shu", die bereits 635 u.Z. erschienen ist. Dort wurden mit bemerkenswerter Intensität zahlreiche Halotypen beschrieben und gedeutet. Halos mit Nebensonnen und Berührungsbogen galten als böse Zeichen und sprachen für die Verschwörung von Ministern u.a. Die Stadttore sollten nach Beobachtung dieser Erscheinungen geschlossen und alle Reisen unterlassen werden.
Die erste korrekte Zeichnung einer Haloerscheinung stammt aus dem Jahre 1233. Am 8. April des Jahres "erschienen in den Gebieten von Hereford und Worcester vier Nebensonnen am Himmel, außer der natürlichen Sonne, von rötlicher Farbe. Ein großer Kreis von krystallklarer Farbe, etwa 2 Fuß breit, umschloß gewissermaßen ganz England. Von seinen Seiten gingen Halbkreise aus, an deren Durchschnittsstellen jene erwähnten vier Sonnen erschienen sind, während die wahre Sonne im Osten stand, bei reinstem Himmel". Diese Erscheinung wurde von mehreren beobachtet. Einer davon war der Bischof Johannes von Hereford, der die Erscheinung von dem "außerordentlich scharfsinnigen und begabten" Kaplan Canonicus Wilielmus nachzeichnen ließ.
Eine wesentliche Quelle populären Volksglaubens stellen die sogenannten Einblattdrucke dar. Viele Drucke sind auch heute noch verfügbar; die Sammlung Wikiana (1028 colorierte Federzeichnungen und 431 Einblattdrucke) des Züricher Geistlichen Hans Jakob Wik (1522-1588) ist dabei die größte Sammlung aus dem 16. Jh. Die von Wik gesammelten Flugblätter zeigen, wie die Menschen im Spätmittelalter mit wundersamen Erscheinungen zwischen Himmel und Erde bekanntgemacht wurden, die häufig als Vorboten von von Kriegen, Verbrechen, Katastrophen galten oder schreckliche Zeichen des Himmels und der Erde, Teufel- und Hexenwerk, Weissagungen, Wundergestalten u.v.m. darstellten. Die Autoren waren überwiegend Geistliche, blieben aber oft anonym. Oft kam es vor, daß die Verfasser der Flugblätter mehrere Erscheinungen zusammenfaßten und dadurch ein kompliziertes Bild entstand, das so in der Natur nicht beobachtbar ist. Aus diesem Grund, sowie der Tatsache, daß viele Künstler ihre schöpferische Freiheit walten ließen und manche Bilder auch nur nach dem Hörensagen verfaßten, werden diese bildlichen Darstellungen von Halos auch nicht als wissenschaftlich exakte und glaubwürdige Quellen gehandelt.
Zu den bemerkenswertesten überlieferten Halophänomenen gehört auch das "Römische Phänomen" vom 20. März 1629, beobachtet vom Jesuitenpater Christoph Scheiner (1573-1650) in Rom. Berühmt sind weiterhin das "Danziger" oder "Hevelsche Phänomen" vom 20. Februar 1661, das der Danziger Astronom Johann Hevelius (1611-1687) beobachtete, das "St. Petersburger Phänomen" oder "Lowitzsche Phänomen", das von dem Chemniker und Pharmazeuten Johann Tobias Lowitz in St. Petersburg am 18. Juli 1790 verfolgt und aufgezeichnet wurde, und schließlich das Parrysche Phänomen". Es wurde von dem englischen Kapitän Sir William Edward Parry (1790-1855) wahrgenommen, der eines der Schiffe der von Sir John Ross (1777-1856) durchgeführten Expedition zur Entdeckung der Nordwestpassage befehligte, die vom Mai 1819 bis November 1820 dauerte.
Eine erste Erklärung der Haloercheinungen um Sonne und Mond durch Reflexion und Refraktion des Lichtes an Eisnadeln in hohen Schichten der Atmosphäre gab Mitte des 17. Jh. Descartes.
Genauere Erklärungen und Namensgebung der verschiedenen Haloarten wurden erst zu Beginn des 20. Jh. geliefert, z.B. in dem 1910 erschienenen Werk "Meteorologische Optik", das die österreichischen Meteorologen Joseph Maria Pernter (1848-1908) und Felix Maria Exner (1876-1930) verfaßten.
Halos in der Literatur:
Drei Sonnen sah ich am Himmel stehen,
hab' lang und fest sie angesehen;
und sie auch standen da so stier,
als wollten sie nicht weg von mir.
Ach meine Sonnen seid ihr nicht!
Schaut andern doch ins Angesicht!
Ja neulich hatt' ich auch wohl drei;
nun sind hinab die besten zwei.
Ging nur die dritt' erst hinterdrein!
Im Dunkeln wird mir wohler sein.
Wilhelm Müller als Vertonung der "Winterreise" von Schubert
Bauernregeln:
Gibt Halo sich um Sonn' und Mond,
bald Regen und Wind uns nicht verschont.
Wenn der Mond hat einen Ring,
es folgt der Regen allerding.
Haloerscheinungen liefern keinen eindeutigen Beweis für eine Wetterverschlechterung. Die Cirruswolken sind keine Regenwolken und ein vorübergehender Cirrenschleier ist auch während einer Schönwetterlage möglich. Eine rasche Verdichtung von Cirrostratus-Bewölkung ist allerdings ein Zeichen dafür, daß in der Troposphäre das Aufgleiten feuchterer Luftmassen eingesetzt hat. Dann ist dies ein erstes Anzeichen für den Übergang in Altostratus und nachfolgend für den Durchzug eines Niederschlagsgebietes.