Bildbearbeitung bei Halos und anderen atmosphärischen Erscheinungen
von Claudia Hinz, Bräuhausgasse 12, 83098 Brannenburg
Ergänzt von Alexander Wünsche, Kleine Wallstraße 7, 02826 Görlitz

Dieser Artikel ist in METEOROS Jahrgang 9, 2006, Seite 177 ff erschienen.

Wer hat nicht schon verzweifelt unter dem Halohimmel gestanden und sinniert, was die Halogötter denn für Bilder in das Firmament gezeichnet haben. Oft helfen Fotos, aber meist sind Halos sehr diffus und eine eindeutige Identifikation sehr schwierig.

Marko Riikonen hat deshalb mit seinen finnischen Halokollegen eine Methode entwickelt, um solche schwierigen Fälle mit Bildbearbeitung zu lösen.

Voraussetzung ist die Verwendung einer modernen digitalen Kamera. Die Bilder sollten in Originalgröße bearbeitet werden, da hier noch die meisten der ursprünglichen Informationen vorhanden sind.

Um unsichere Bögen besser identifizieren zu können, hilft meist schon eine Unschärfemaske (USM), wobei die Bilder komplett unbearbeitet sein müssen. Verschiedene Programme zur Bildbearbeitung bringen die Unschärfemaskierung als Bildbearbeitungsfunktion mit. Mit Adobe Photoshop funktioniert es sehr gut, aber auch mit dem freien Programm The Gimp. Die Einstellungen sind abhängig von der Bildgröße und der verwendeten Brennweite. Generell nimmt der Radius mit zunehmender Bildgröße zu.

Folgende Werte können als Orientierung für gebräuchliche 4 bis 8 Megapixelkameras dienen.

Eigenschaft Stellwerte
Radius (Pixel) 40
Stärke / Menge / Betrag 400% oder 4
Schwellenwert 0


In diesem Beispiel vom 22.06.2005, aufgenommen von Wolfgang Hinz kann man mit Hilfe der USM die Frage nach 22°-Ring oder umschriebenen Halo ebenso lösen, wie die, ob die Aufhellung links ein Horizontalkreis sein könnte. Das Ergebnis zeigt, dass sowohl 22°-Ring als auch umschriebener Halo vollständig vorhanden sind und auch der linke Teil des Horizontalkreises entpuppt sich als echt.


Bei diesem Beispiel vom 27.03.2006 hatte ich live den Eindruck, dass neben dem 9°-Ring auf der rechten Seite vielleicht auch noch der 18°-Lateralbogen zu sehen ist. Auch auf dem Originalbild scheint diese Aufhellung vorhanden zu sein. Aber die USM-Maske zeigt deutlich, dass es sich um einen Wolkenstreifen handelt.

Teilweise erscheinen durch diese Methode noch weitere Halobögen, wie in diesen Beispielfotos von Wolfgang Hinz vom großen Halophänomen am 15. Oktober 2005

Originalbild mit 120°-Nebensonne
USM-Bild mit Wegeners Gegensonnenbogen


Aber auch bei der Entscheidungshilfe, ob ein Regenbogen gespalten ist oder nicht, hilft die Unschärfemaske, wie dieses Beispiel vom 20.07.2006 von Werner Krell zeigt:


Um noch bessere Ergebnisse zu erreichen, vor allem aber, um Halos von Wolkenstreifen zu unterscheiden, kann man Bilder (z.B. mit Registax, download unter http://www.foto-freeware.de/registax.php) aufsummieren. Da Wolken ziehen und Halos natürlich nicht, verschwinden entsprechende Wolkenstreifen oder werden zumindest verwischt. Leider konnte ich noch keine entsprechenden Beispielfotos anfertigen, da mir die dazu notwendigen langandauernden Himmelsobjekte bisher fehlten. Deshalb hier ein Beispiel der Aufsummierung einer verschiedenen Anzahl von USM-Bildern von Marko Riikonen aus seinem Referat "Stacking technique in halo photography" vom Halotreffen in Artjärvi.

Alle kontinuierlichen Halobeobachter sollten aber weiterhin nur das melden, was sie mit bloßem Auge sehen, sonst wird die bisherige Statistik verfälscht. Aber ich denke, dies ist eine tolle Methode, um seltene, schwache oder diffuse Erscheinungen zu verdeutlichen. Um vor allem bei Veröffentlichungen den visuellen Eindruck zu wahren, sollte man meiner Meinung nach das Originalbild aber immer dazustellen.